Christoph Bock, Leiter des ABC-Zug begrüßte alle herzlich zur Übung und freute sich auf die kommenden Stunden.
Durch die Gruppenführer der jeweiligen Fachbereiche: Erkundung, Führungsgruppe, Dekontamination und Logistik folgte die Einteilung auf die verschiedenen Spezialfahrzeuge sowie die anschließende Fahrzeugübernahme.
Ziel der zwei Tage Übung ist es, innerhalb von kürzerer Zeit mehrere Einsatzübungen aus dem Bereich der CBRN-Gefahren (Chemische, biologische, radiologische und nukleare Substanzen) unter realistischen Bedingungen zu trainieren.
1. Übung
Um 20:15 Uhr erfolgte die erste Alarmierung zur Liethkoppel nach Groß Niendorf.
Der Fahrer eines Treckers mit Anhänger verlor im Kurvenbereich unwissentlich einen IBC Behälter von der Ladebordwand. Anschließend kam er auf einem Betriebsgelände zum Stehen und stellte dort die Leckage an einem weiteren IBC Behälter fest und alarmierte die Feuerwehr.
Bei Eintreffen der ersten Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Groß Niendorf ging ein Trupp unter schwerem Atemschutz zuerst zum auf dem Gehweg liegenden IBC Behälter vor. Da aus diesem Behältnis kein Gefahrstoff austrat und daher keine weitere Gefahr bestand verlegten die Kräfte weiter zum Betriebsgelände.
Mit Eintreffen des Führungsdienstes des ABC-Zug nahm dieser Kontakt zum Einsatzleiter auf, um weitere Informationen zu erhalten.
Nach Eintreffen der weiteren Einsatzkräfte des Zuges wurde sofort der Dekontaminationsplatz aufgebaut und mehrere Trupps für einen Erkundungseinsatz in Chemikalienschutzanzügen (CSA) vorbereitet.
Um in der Zwischenzeit bereits erste Erkundungsergebnisse zu erhalten wurde ein Trupp unter schwerem Atemschutz sowie zwei Drohnen der Technischen Einsatzleitung “Teileinheit Drohne” eingesetzt welche Bilder im Einsatzleitwagen 2 live ausgewertet wurden.
Im weiteren Übungsverlauf übernahm ein Trupp im Chemikalienschutzanzug die Erkundung und stellte dabei eine Leckage im unteren Bereich eines vollen IBC Behälters fest, aufgrund fehlender Beschriftung war nicht klar, um welchen Stoff es sich hier handelt. Durch zwei Messproben konnte über das “Threat ID” festgestellt werden, dass es sich bei dem Austreten Stoff um Ameisensäure (Übung: im IBC war nur Wasser) handelt.
Sofort wurden weitere Maßnahmen auf das Erkundungsergebnis abgestimmt und die Schadstelle abgedichtet. Anschließend wurde mit mehreren Trupps im CSA-Anzug mit einer sogenannten Handmembranpumpe die Flüssigkeit aus dem IBC Behälter in Auffangwannen umgepumpt. Hier bekamen die Kräfte Unterstützung aus der Gefahrguterkundungseinheit Heidmühlen.
Nach rund 2,5 Stunden konnte diese Übung erfolgreich abgearbeitet werden.
Zurück an der Kreisfeuerwehrzentrale wurden die Einsatzfahrzeuge wieder aufgeklart und für die nächsten Übungen vorbereitet.
Anschließend saßen alle beteiligten Kameradinnen und Kameraden bei einem gemeinsamen Abendessen vom Grill zusammen.
2. Übung
Um 02:17 Uhr wurde der ABC-Zug sowie die Technische Einsatzleitung auf die Bundesautobahn 20 mit dem Einsatzstichwort „TH X“, (Technische Hilfeleistung Standard mit Gefahrenstoffen) alarmiert.
Vor Ort ergab sich die Lage, dass auf einem Parkplatz Kartons mit atomaren Warnzeichen gefunden wurden. Der Anrufer soll Kontakt mit dem atomaren Paket gehabt haben. Ein weiterer Passant, der zu nah an den Kontaminationsbereich kam, wurde sicherheitshalber auch durch die Dekontaminationsstelle geführt.
Nach der ersten Erkundung des Einsatzleiters, Christoph Bock, rückte der vollständige ABC-Zug aus dem Bereitstellungsraum auf der Bundesstraße zur Einsatzstelle vor.
Das Briefing der Führungskräfte setzte den Einsatzschwerpunkt auf die Rettung der Personen aus dem Kontaminationsbereich. Dazu wurde eine AB-Dekon (Dekontaminationsstelle) außerhalb des Gefahrenbereichs errichtet. Die Betroffenen wurden auf Strahlung gemessen, um eine mögliche Verschleppung zu vermeiden.
Zeitgleich rüstete sich ein Trupp mit Spritzschutzanzügen aus, um zur näheren Erkundung des Gefahrenbereichs vorgehen zu können. Auf einem Tisch des Rastplatzes befand sich eine Kühltasche, in der sich mutmaßlich radioaktives Material befinden sollte. Gemeldet wurde außerdem, dass ein weiterer Teil der Ladung heruntergefallen sei. Mithilfe der Messgeräte konnte ein Ausschlag an der dort liegenden Tasche festgestellt werden. Aufgrund der dadurch gewonnenen Daten wurde die Einsatzlage permanent angepasst. Unterstützung erhielt der Erkundungstrupp aus der Luft durch die Teileinheit Drohne der TEL (technische Einsatzleitung). Diese beleuchtete den Suchbereich für den zweiten Teil der Ladung aus der Luft.
Die inzwischen „freigemessene“, also dekontaminierte Person half bei der Suche nach dem weiteren Teil der atomaren Stoffe, indem sie die TEL-Drohne unterstützte und so den Suchradius eingrenzte.
Bei der zweiten Einsatzbesprechung am ELW (Einsatzleitfahrzeug) um vier Uhr kam es zu der Entwarnung, dass auch der zweite Strahler gefunden wurde. Dieser befand sich etwas abseits des Fundorts des ersten Strahlers in einem Gebüsch. Verwahrt wurden die Strahler in Bleibehältern, um die Strahlung abzuschirmen. Der Leiter der Dekon-Einheit teilte mit, dass die andere Person kontaminiert war. Da eine Inkubation vor Ort nicht ausgeschlossen werden konnte, kam die Person ins Krankenhaus.
Durch das weiträumige Absuchen und schlussendliche Finden beider Strahler ergriff die Feuerwehr keine weiteren Maßnahmen, sondern sicherte den Bereich großräumig ab und übergab die Absperrung an die Polizei, bis die Strahlenschutzbehörde eintrifft.
Der ABC-Zug rückte gegen 05:10 Uhr wieder ein.
Im Anschluss an die Übung gab es zur Stärkung ein gemeinsames Frühstück an der Kreisfeuerwehrzentrale.
3. Übung
Der um 8:46 Uhr ausgelöste Alarm ‚TH X‘ (technische Hilfeleistung Standard mit Gefahrenstoffen) sorgte dafür, dass der ABC-Zug des Kreises Segeberg zu einem vermuteten Kampfmittelfund, Eisengefäß nach Öffnung rauchend, in den LEVO-Park in Bad Segeberg ausrückte.
Aufgrund der Rauchentwicklung entschied sich der Einsatzleiter dazu, dass sich der komplette Zug frühzeitig mit Masken ausrüstete. Nach dem Eintreffen am Einsatzort nah der Leiter des ABC-Zuges gemeinsam mit dem Gruppenführer der ersten Erkundung eine Erkundung auf Sicht vor. Dabei bestätigte sich, dass aus einem Fass gelber Rauch aufstieg. Infolgedessen zogen sich beide Erkunder aus dem Gefahrenbereich zurück und ordneten eine weitere Erkundung mit CSA-Anzügen (Chemikalienschutzanzug) an.
Der CSA-Trupp ging mit einer Erkundungstafel und Messgeräten vor. Im Fokus lag die Suche nach möglichen Personen, die sich im Gefahrenbereich befinden könnten, und gegebenenfalls deren Rettung. Zudem sollten Messdaten erhoben werden, um ermitteln zu können, um welchen Stoff es sich handelte.
Zeitgleich errichtete die Einheit Dekon eine Not-Dekontaminationsstelle. Im Bereich der Not-Dekon wurde eine Notfallausrüstung gestellt und die beiden CSA-Träger mit Wasser abgespült.
Da keine Personen im Gefahrenbereich waren, lenkte sich der Fokus des Einsatzes darauf, die Lage statisch zu machen. Ein Sicherungstrupp hielt sich im weißen Bereich (nicht-kontaminierter Bereich) einsatzbereit.
Die Aufgabe des CSA-Trupps bestand darin, die CAS-Nummer (internationaler Bezeichnungsstandard für chemische Stoffe) zu ermitteln. Die Schwierigkeit dabei bestand darin, dass die CAS-Nummer ohne Trennstriche auf dem Fass abgedruckt war. Es konnte dennoch ermittelt werden, dass es sich um LOST (Senfgas) handelte.
Nach Rücksprache mit der Einsatzleitung sollte das kontaminierte Fass in ein Überfass mit Aktivkohlefilter umgelagert werden. So wurde verhindert, dass giftige Gase an die Außenluft gelangen konnten.
Gegen 10 Uhr verließ der ABC-Zug des Kreises Segeberg die Einsatzstelle. Da es sich hierbei um die letzte Alarmübung handelte, stellten die Kameraden die Einsatzbereitschaft an der Kreisfeuerwehrzentrale wieder her.