Neben den Freiwilligen Feuerwehren aus Ellerau und Norderstedt-Friedrichsgabe und Glashütte, waren auch die Gefahrgutzüge aus den Kreisen Segeberg und Pinneberg beteiligt.
Gegen 08:51 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr Ellerau mit dem Einsatzstichwort „Technische Hilfeleistung, Gefährdung durch Gefahrstoffe (CBRN), Menschenleben in Gefahr“ und der Einsatzinfo „Mutwillig ausgebrachte Chemikalie“ durch die Kooperative Regionalleitstelle West zur Grundschule nach Ellerau alarmiert.
Während der Erkundung stellten die Einsatzkräfte eine unbekannte und freigesetzte Flüssigkeit fest. Durch eine chemische Reaktion dieser Flüssigkeit kam es zu einer Rauchentwicklung, welche die Brandmeldeanlage auslöste. Aufgrund der neuen Erkenntnisse wurde der ABC-Zug des Kreises Segeberg zur Unterstützung angefordert.
Mehrere Jugendliche der Jugendfeuerwehr Ellerau simulierten betroffene Schulkinder, welche es zu retten galt.
Um 09:16 Uhr meldete ein weiterer Notrufteilnehmer eine starke Rauchentwicklung aus einer Tiefgarage. Da die eingesetzten Einsatzkräfte noch an der ersten Einsatzstelle gebunden waren, wurde die Freiwillige Feuerwehr Norderstedt-Friedrichsgabe sowie der ABC-Zug aus dem Kreis Pinneberg zur Unterstützung angefordert, sowie freie Kräfte von der ersten Einsatzstelle abgezogen.
Die Kamerad*innen aus dem Kreis Pinneberg konnten eine Person aus der Tiefgarage retten. Im weiteren Verlauf konnte der Ursprung der Rauchentwicklung lokalisiert werden. Es handelte sich auch hier um einen ausgetretenen Gefahrstoff.
Im weiteren Verlauf der Erkundung fanden die eingesetzten Kräfte aus den Frachtpapieren heraus, dass es sich bei dem ausgetretenen Stoff um das „Insektizid E605“ handelte.
Durch den schnellen Einsatz der beiden Gefahrgutzüge in Zusammenarbeit mit den Feuerwehren aus Ellerau und Norderstedt-Friedrichsgabe konnten die Personen zügig gerettet, der austretende Stoff lokalisiert und identifiziert werden.
Insgesamt wurden 24 Einsatzfahrzeuge und mehrere Trupps unter Atemschutz und in Chemikalienschutzanzügen einsetzt. Die Feuerwehr war mit 130 Einsatzkräfte an der Übung beteiligt
Gegen 12 Uhr konnte die Übung erfolgreich beendet werden und bei einem gemeinsamen Mittagessen, nachbesprochen werden. Ein großes Dankeschön geht hier an das den DRK-Ortsverein Kaltenkirchen, für die leckere Verpflegung.
Angenommen wurde das Szenario, dass ein unbekannter Täter einen Anschlag an der Grundschule in der Dorfstraße mit dem Insektizid E605 verübte und selbiges in der Tiefgarage ausbrachte.
Die grüne Flüssigkeit diente als Indikator für das Insektizid E605. Der Rauch, durch eine chemische Reaktion des Stoffes.
Stofferklärung:
Parathion (E605) wird als Insektizid und Akarizid eingesetzt.
Parathion ist eine Flüssigkeit, die leicht verdampft und äußerst toxisch gegen Insekten und Warmblüter ist, zeigt aber keine Giftwirkung gegen Pflanzen. Die Flüssigkeit ist in sehr reinem Zustand farblos und fast geruchlos, die in den Handel kommende technische Verbindung ist gelb bis braun mit einem stechend knoblauchartigen Geruch. Das Pflanzenschutzmittel ist vergällt, damit es nicht versehentlich geschluckt werden kann. Häufig ist auch ein stechender Geruch festzustellen.
Die Zulassung parathionhaltiger Pflanzenschutzmittel (E 605 forte, E Combi, P-O-X) lief zum 8. Januar 2002 aus. „E 605 forte“ darf nicht mehr gehandelt oder angewendet werden.
Parathion wurde im Volksmund auch als "Schwiegermuttergift" bezeichnet, weil es als Gift für viele bekannt gewordene Morde und Suizide missbraucht wurde.
Nach der Aufnahme von Parathion kommt es dosisabhängig zu Erbrechen, Durchfall, Schweißausbrüchen, Muskelzuckungen und Kopfschmerzen. Höhere Dosen bewirken schwere Krämpfe sowie eine Atemlähmung und führen in der Folge zur Bewusstlosigkeit und zum Tod.
Eingesetzte Kräfte aus dem Kreis Segeberg:
Freiwillige Feuerwehr Ellerau
Freiwillige Feuerwehr Norderstedt-Friedrichsgabe
Freiwillige Feuerwehr Norderstedt-Glashütte
ABC-Zug Kreis Segeberg
Technische-Einsatzleitung: Teileinheit Drohne und Teileinheit Information und Kommunikation (IUK)
Gefahrguterkundungseinheit Amt Auenland
Kreisfeuerwehrverband Segeberg: Pressesprecher
Deutsches-Rotes-Kreuz OV Kaltenkirchen
Eingesetzte Kräfte aus dem Kreis Pinneberg:
ABC- Dienst Kreis Pinneberg
