Sommerinterview mit Kreiswehrführer Nero

Bereit fürs Werner-Rennen

 

Seit April ist Jörg Nero aus Groß Kummerfeld der Kreiswehrführer des Kreises Segeberg und auch bei dem Spektakel vor Ort. Dem Holsteinischen Courier gibt er ein Interview.

 

  Gross Kummerfeld   Mit 94 Prozent der Stimmen ist  der Groß Kummerfelder Jörg Nero im April zum neuen Wehrführer für den Kreis Segeberg gewählt worden.  Der Kreisbrandmeister ist für 116 Feuerwehren zuständig und auch Amtswehrführer für Boostedt-Rickling – alles ehrenamtlich, aber immerhin mit Dienstwagen.  Der 51-Jährige ist verheiratet mit Ute Seehusen-Nero (52) und hat einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 200 Milchkühen. Tochter Bente-Sophie (20)  ist Verwaltungsfachangestellte bei der  Bundespolizei. Die Söhne  Tim-Fabian (23) und Thies-Morten (17) engagieren sich  in der Feuerwehr  und  sind  beziehunsgweise  werden Landwirte. 

4200 Wehrleute, Waldbrände, Werner-Rennen: Courier-Redakteurin Susanne Otto sprach mit Jörg Nero.

 

Sie sind ja wohl Feuerwehrmann aus Leidenschaft und Überzeugung, oder?

Ja, das ist so. Mein Vater war 24 Jahre Wehrführer. Mit 17  bin ich in die Feuerwehr eingetreten – auf dem Dorf ist das so.   Später habe ich  meinem Vater viel geholfen, Wehrführer wollte ich damals   nicht werden . . .     Übernimmt man ein Amt wie Kreiswehrführer, muss man sich das gut überlegen. Das ist eine Herausforderung. Auf der anderen Seite kann ich etwas gestalten, etwas bewegen oder auch anstoßen.

 

Für wie viele Feuerwehren im Kreis Segeberg sind Sie zuständig und wie ist die Arbeit organisiert?

Im Kreis Segeberg gibt es 115 Freiwillige Feuerwehren und eine Werksfeuerwehr. Das ist die Feuerwehr von Möbel Kraft.  In der Kreisfeuerwehrzentrale in Bad Segeberg habe ich 15 hauptamtliche  Mitarbeiter, für die ich verantwortlich bin. Im Kreis Segeberg läuft es so, dass der Kreis mir die Verwaltung übertragen hat. Da könnte man einen  Vollzeit-Job draus machen. Es vergeht kein Tag  ohne Anfragen oder Gespräche. Einen Tag pro Woche bin ich in Bad Segeberg. Das ist aber nicht ausreichend.  Wir sind im Gespräch, wie man das am besten löst. Schön ist, dass ich ganz viel Rückhalt in Familie und Stab erlebe.

 

Was sind die Herausforderungen?

115 Wehrführer, 115 Charaktere.  Ich  höre mir die Sorgen an. Die kleinste Wehr  ist Eilsdorf mit 18 Leuten, die größte Norderstedt mit über 100 Aktiven.  Da trifft das Dorf auf die große Stadt, die  Probleme  unterscheiden sich stark.  In vielen Wehren gibt es auch Berufsfeuerwehrleute. Das ist  eine Erleichterung für das Tagesgeschäft. 

Die Tageserreichbarkeit bei den Freiwilligen Wehren bleibt ein Problem, zunehmend auch zwischen 17 und 18 Uhr und sonnabends am Vormittag, dann sind die Leute einkaufen oder in die Familie eingebunden. Außerdem brauchen wir mehr Atemschutzträger; die werden fast bei jedem Einsatz gebraucht. Da sollten junge Leute sich fit machen.  Schön ist, dass wir im Amt Boostedt-Rickling viel Nachwuchs haben – Tendenz steigend.

 

Das hört sich nach viel Verwaltung an. Wie sieht es  mit Einsätzen aus? Gab es in diesem trockenen Sommer viele Waldbrände?

Bei Einsätzen bin ich ab „Feuer mittel“ dabei. Ich halte Kontakt, verfolge den Funkverkehr  und fahre eventuell auch hin.

Insgesamt  gab es im Kreis Segeberg 80 bis 100 Flächenbrände. Meist wird das Feuer durch Erntemaschinen entfacht. Ein Messer bekommt einen Stein zu fassen, schon gibt es Funkenflug, und es brennt.  Einen Alarm nach dem anderen gab es, weil ein Lanz-Bulldog-Trecker während der Fahrt glühende Rußteilchen verlor. Ohne es zu merken, wurden so fünf oder sechs Brände am Straßenrand entfacht. Die Polizei stoppte den Trecker. Toll war auch die unproblematische Zusammenarbeit mit den Landwirten und ihren Güllewagen - immer zur (Einsatz)Stelle und viel Wasser mit!

 

Landwirtschaft und Feuerwehr: Bleibt da noch Zeit für Hobbys?

Ich bin Jäger und früher  gerne auf den Hochsitz gegangen. Dafür fehlt jetzt die Zeit. Aber alle 14 Tage haben meine Frau und ich ein freies Wochenende, dann übernehmen die Kinder mit den Mitarbeitern den Hof. Wir fahren dann gerne Rad. 

 

Am ersten Septemberwochenende findet das Werner-Rennen statt. Sind  Sie als Kreiswehrführer  dabei?

150 Feuerwehrleute werden vor Ort sein, ich auch.  Zuständig sind  Hasenmoor und Hartenholm. Beide Wehrführer haben sich super eingearbeitet, waren 2017 in Wacken, haben sich alles angesehen. 15 weitere Wehren stehen als Unterstützer parat. Wir rechnen mit 50.000 Besuchern. Die Organisation ist höchst professionell, das erleichtert uns die Arbeit.  Wir stellen die Brandschutzwachen für die Bühnen. Weil es sich um  eine Motocross-Veranstaltung  handelt, stellen wir Wehren  mit entsprechendem Gerät, um technische  Hilfe leisten zu können. Dabei muss die Sicherheit  auf den Straßen im Kreis gewährleistet bleiben. Beim Werner-Rennen haben wir eine eigene Leitstelle vor Ort und sind 24 Stunden im Dienst.  Auch in der Aufbauphase, die diese Woche startet, bin ich dabei.

 

Das Interview wurde geführt von Susanne Otto, Holsteinischer Courier